Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle sichern

Die internationalen Unterziele beinhalten, dass möglichst viele Menschen einen Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher und erneuerbarer Energie (bzw. einen möglichst hohen Anteil im Energiemix) haben. In diesem Zusammenhang soll die Energieeffizienz gesteigert, die internationale Zusammenarbeit hierzu verstärkt und die Forschung im Bereich zukunftsfähiger Energie gefördert werden.

In Deutschland soll Energie sparsamer und effizienter verwendet und eine zukunftsfähige Energieversorgung ausgebaut werden.

Die Frage, mit welchen Energieformen wir wirtschaften, ist für die Zukunft unserer Zivilisation und Mitlebewesen von zentraler Bedeutung. Der Verbrauch von fossilen Brennstoffen, der für den anthropogenen Klimanotstand mitverantwortlich ist, muss schnellstmöglich reduziert und durch erneuerbare und zukunftsfähige Energien ersetzt werden.

Der Mensch muss lernen, als Teil und in Frieden mit der Erde zu leben. Das bedeutet eine große Umstellung und bedarf einer Neuorientierung, bei der das Ganze im Blick behalten und kooperativ und mutig nach Lösungen gesucht wird, die möglichst keine unerwünschten Nebenwirkungen haben. 

Waldorfpädagogik verfolgt viele dieser Anliegen seit ihrer Entstehung. Ihr liegt ein ganzheitliches Verständnis von Mensch und Erde zugrunde, beides wird als wechselseitig verbunden gedacht. Dabei wirken auf die Erde eine Vielzahl von Kräften und Energieformen. Aber auch der Mensch verfügt über Kraft und Energie. Mit dieser Kraft und Energie ist er in der Lage, für die Erde im zukunftsfähigen Sinne wirksam zu werden.

1. bis 3. Klasse

Wertvolle Verbundenheit zur Mitwelt der Kinder durch tätiges Erleben in der Natur und von Kräften in der Natur aufbauen.

In der Ackerbauepoche (Jahresprojekt in der 3. Klasse) auf die Elemente der Erde eingehen, auf Wasser, Wind, Sonne und Wärme (Energie).

4. KlasseDie Heimat kennen- und schätzen lernen: Welche Energieformen haben die Menschen früher verwendet. Menschenkraft, Tiere, Wasser (Mühle), Wind (Mühle) etc.
5. KlasseIm Rahmen der Europa-Geografieepoche: Behandlung eines Flusses und dabei die Energie des Wassers kennen- und verstehen lernen.
8. Klasse

Im Rahmen der Geschichte und der Behandlung der industriellen Revolution die Bedeutung von Energie für unsere Wirtschaft verstehen: Kohle, Öl, Elektrizität, Atomenergie.

Im Physikunterricht: Experimente zur Batterie und Bau eines Elektromotors.

9. Klasse

Wirtschaftskunde und das Verstehen von Wertschöpfungsketten.

Dabei wird die Frage behandelt, mit welcher Energie unsere Wirtschaft betrieben wird.

Im Physikunterricht: Dampfmaschine und Verbrennungsmotor und der Zusammenhang mit unserer Wirtschaft.

11. Klasse

Energie nachhaltig gewinnen und nutzen.

Planetare Grenzen verstehen und einhalten lernen.

Mobilitätswende und Energiewende.

Im Physikunterricht: Elektrizität und Energie behandeln.

12. KlasseGlobalisierung und Energiewende.
In Pilotprojekten wird derzeit auch ökonomische und politische Bildung im Kontext einer ganzheitlich verstandenen Energiewende in der Oberstufe ausgebaut.

Waldorfschulen sind bestrebt, möglichst wenig Energie zu verbrauchen, und fühlen sich aufgerufen, sich aktiv an der Energie- und Mobilitätswende zu beteiligen. 
Als ganzheitliche Bildungseinrichtungen haben sie zudem die Chance bzw. Aufgabe, in ihrer Bildung einen ganzheitlichen Blick zu ermutigen (siehe 7.3). 

Co2ero ist eine Nicht-Regierungsorganisation (NGO), die von ehemaligen Waldorfschülern gegründet wurde.  CO2ero Co2ero berät und unterstützt freie Träger darin, ihre Institutionen klimaschützend aufzustellen.

Das Leuchtturm-Projekt
zu diesem Ziel

Regenerative Energien: Wasserkraftwerk (FWS Chiemgau)

Unseren Öko-Strom machen wir selber! Das hat unsere Schule einer kreativen Gruppe aus Lehrer:innen und Schüler:innen der 10. Klasse zu verdanken, die 2003 das Projekt „erneuerbare Energien“ ernst und selbst in die Hand nahm. Inspiriert wurde das Projekt durch den Wunsch, angesichts des Irak-Kriegs der Ölabhängigkeit etwas entgegenzusetzen und zu zeigen, dass eine regionale, dezentrale und unabhängige Stromversorgung möglich ist. Dem initiierenden damaligen Sportlehrer Herbert Langmann war es zudem ein Anliegen, den Schüler:innen, die morgen in der Verantwortung für einen lebenswerten Umgang mit unserem Planeten stehen, heute ein Bewusstsein für die Natur und ein friedliches Zusammenleben zu schaffen.

 

Da alle von der Materie wenig Ahnung hatten, wurden Fachleute eingeladen, die Genehmigung vom Vorstand der Schule eingeholt und Spenden in der Elternschaft gesammelt. Mithilfe aus der Elternschaft entstand die „Priener Solargesellschaft“ und als erstes Projekt wurde 2003 auf dem schuleigenen Dach eine Photovoltaikanlage mit 4,32 kWp gebaut. In Prien, wo zu dieser Zeit noch sehr wenig Solarstrom produziert wurde, nahmen wir dadurch eine Vorbildposition ein, an die sich in den folgenden Jahren unter anderem die kommunale Hauptschule anschloss. Inzwischen sind 15 Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden installiert worden.

 

2014 entstand in der Solargesellschaft eine weitere Idee: Unter dem Schulhaus der Freien Waldorfschule Chiemgau fließt der Mühlbach von der Prien in den Chiemsee und lädt geradezu ein, die Kraft des Wassers in Strom zu verwandeln. Die Idee, ein Wasserrad zur Energiegewinnung zu bauen und den erzeugten Strom möglichst in das hauseigene Stromnetz der Waldorfschule einzuspeisen, wurde in Angriff genommen. Von Beginn an wurden alle Beteiligten in die Planungen einbezogen, vorrangig die angrenzenden Grundstückseigentümer, unsere Waldorfschule und der Waldorfkindergarten. Für die Gestaltung des Generatorenhauses sowie des Grundstückes wurde ein „Laien-Architekten-Wettbewerb“ ausgerufen, den dann schließlich ein Kunstlehrer unserer Waldorfschule in die Tat umsetzte. Mit einem feierlichen Festakt in Anwesenheit von Bürgermeister, Pfarrer, Schulleitern und vielen Schüler:innen wurde das Wasserrad eingeweiht, und es begann sich am 1. Januar 2016 zu drehen. Es hat eine Leistung von rund 5 kWh, und der jährliche Stromertrag beträgt ca. 35.000 kWh und deckt damit etwa 1/3 des jährlichen Strombedarfes der Waldorfschule.

 

Das schöne, hölzerne Wasserrad steht jetzt auf die Nordseite der Waldorfschule zwischen zwei Brücken. Dieser Ort zwischen Waldorfschule und Waldorfkindergarten wird als Pausenhof genutzt und stellt ebenso eine touristische Attraktion dar. Dadurch wird den Kindern und deren Familien sowie Priener Bürgern und Touristen die eigene Stromerzeugung nähergebracht. Zudem werden die Anlagen im Mathe- und Physikunterricht als praktische Beispiele herangezogen.