Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern
- Senkung der Mütter- und Kindersterblichkeit
- Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria
- Allgemeine Gesundheitsvorsorge verbessern
- Zugang zu Verhütungsmitteln
- Länger gesund leben
- Gesunde Umwelt erhalten
- Globale Gesundheitssysteme unterstützen
Jeden Tag sterben viele Menschen, da sie keinen Zugang zu einer angemessenen Gesundheitsversorgung haben. Es sind weltweit vor allem die armen Menschen betroffen, da sie sich keine medizinische Grundversorgung leisten können. Während es auf globaler Ebene um eine existenzielle Versorgung geht, liegt der Fokus in Deutschland auf einem gesunden Leben im Allgemeinen.
Ein Ziel wäre es in diesem Zusammenhang, Schule so zu organisieren, dass sie die Schüler:innen in ihrer Entwicklung unterstützt und so zu ihrer Gesundheit beiträgt.
Dieser Gesichtspunkt kommt in dem Konzept der Salutogenese zum Ausdruck, das von Aaron Antonovsky 1979 begründet wurde. Es legt nicht den Schwerpunkt auf die Frage, was im Krankheitsfall zu tun ist, sondern darauf, welche Faktoren das Gesundbleiben unterstützen. Dabei spielen nicht nur körperliche Aspekte eine Rolle, sondern vor allem auch seelische, die sehr viel mit Schule und Lernen zu tun haben. Für Antonovsky ergibt sich das Kohärenzgefühl (Sense of coherence), das für eine seelische Gesundheit mitverantwortlich ist dadurch, dass die Schüler:innen in der Schule Herausforderungen handhaben lernen, Sinnhaftigkeit im Lernen erleben und die Dinge, die sie tun, verstehen.
Den gleichen Ansatz verfolgt auch die Waldorfpädagogik. Sie möchte die Rahmenbedingungen von Schule so gestalten, dass die Schüler:innen in ihrer Entwicklung gefördert werden und Selbstwirksamkeit erleben können. Wenn diese gelingt, wirkt das gesundend und erfüllend.
Dafür wurden in der Waldorfpädagogik viele Gesichtspunkte und Konzepte entwickelt, von denen hier einige genannt werden sollen:
Ausgewogener Stundenplan
Durch den ganzheitlichen Ansatz von Lernen und einer Vielzahl von praktischen und künstlerischen Fächern zeichnet sich der Schultag der Schüler:innen, wenn es möglich ist, durch einen sinnvollen und dem Tagesablauf angepassten Stundenplan aus. Dabei wird ein harmonischer Wechsel zwischen kognitiven, künstlerischen, handwerklichen und Bewegungs-Fächern angestrebt.
Epochenunterricht und praktischer Unterricht (Handlungspädagogik)
Auch der Epochenunterricht (die Möglichkeit, sich ca. drei Wochen mit einem Themenschwerpunkt verbinden zu können) und die vielen Fächer, die das Selbsthandeln erfordern, tragen im Sinne der oben genannten Dreiheit von Sinnhaftigkeit, Herausforderungen handhaben und Handlungen ausführen dazu bei, dass die jungen Menschen einen erfüllten und bereichernden Schultag durchleben können, der sich positiv auf die Gesundheit und vor allem auf das Wohlergehen auswirkt (siehe Salutogenese).
Rhythmischer Tagesablauf, Wochenaufbau und Jahresgestaltung
Weitere Rahmenbedingungen, die eine gesunde Entwicklung unterstützen, sind der rhythmisch aufgebaute Tages-, Wochen- und Jahresablauf. Hier ist z. B. das bewusste Gestalten des Erlebens der Jahreszeiten gemeint, bei dem Menschen als in der Natur eingebettete Wesen verstanden werden. Dazu gehört in Bezug auf Gesundheit beispielsweise die sich im Jahreslauf ändernde Ernährung (vorzugsweise saisonal).
Kunst
Den künstlerischen Fächern wird in der Waldorfpädagogik ein sehr großer Raum eingeräumt. Gerade durch sie können die Schüler:innen viel ganzheitlicher und umfangreicher angesprochen werden. So haben Sie die Möglichkeit, vielfältige Erfahrungen machen zu können, sich selbst zu erleben und sich kennenzulernen/ihre Identität auszubilden.
Individuelle Betrachtung der Schüler:innen
Immer wieder beschäftigen sich die Lehrer:innen systematisch mit ihren Schüler:innen. Alle Lehrkäfte, die ein entsprechendes Kind unterrichten, treffen sich – oft auch zusammen mit den Eltern –, um ihre Eindrücke über den Schüler oder die Schülerin in positiver Weise auszutauschen, um eine Erkenntnis der Persönlichkeit der jungen Menschen zu erlangen und dem Kind/Jugendlichen Hilfestellungen in seiner Entwicklung geben zu können. Siehe zum Beispiel Anna Seydel 2015: Ich bin Du.
Entwicklungspsychologie des Kindes und Jugendlichen
Die Waldorfpädagogik fußt auf einem entwicklungspsychologischen Konzept, sodass die Kinder und Jugendlichen in ihrer jeweiligen Entwicklungsphase altersgemäß unterrichtet und unterstützt werden können.
Die zwölf Sinne
Mit dem Konzept der zwölf Sinne, das von Rudolf Steiner entwickelt wurde, steht der Waldorfpädagogik ein weiteres Instrument zur Verfügung, um differenziert auf Schüler:innen blicken zu können, sie in einer ganzheitlichen Ausbildung aller Sinne zu unterstützen und damit gesundheitsfördernd zu wirken. Auch in Bezug auf den eigenen Unterricht kann das Konzept der zwölf Sinne hilfreich sein. Es kann dann dazu dienen, ihn so zu gestalten, dass möglichst viele Sinne der Kinder und Jugendlichen angesprochen werden.
3. Klasse | Im Rahmen der Behandlung der Ur-Berufe kann der Beruf des Arztes/der Ärztin behandelt werden. |
6. Klasse | Im Geschichtsunterricht der sechsten Klasse kann bei der Besprechung des Mittelalters auf die Ritterorden (Gründung der Spitäler) und Klöster eingegangen werden (Heilmethoden und Spitäler). |
7. und 8. Klasse | Im Rahmen der Ernährungslehre-Epoche wird auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung geachtet. Dieses Thema wird in der achten Klasse im Chemieunterricht fortgesetzt, indem auf die „chemischen“ Bestandteile der Nahrung geblickt wird. In dieser Zeit kann auch die Mitarbeit in der Schulmensa in den Tagesablauf integriert werden. |
8. Klasse | Im Geschichtsunterricht, in dem der Zeitraum von ungefähr 1750 bis zur Gegenwart Thema ist, wird einerseits auf die technischen Erfindungen im Zeitalter der Moderne eingegangen und andererseits die daraus entstehende soziale Frage behandelt. In diesem Zusammenhang kann auf die Entstehung und Entwicklung eines modernen Gesundheitswesens geblickt werden. |
9. Klasse | In der neunten Klasse können im Rahmen eines dreiwöchigen Landwirtschaftspraktikums die Aspekte einer gesunden Ernährung und der entsprechenden biologisch-dynamischen Landwirtschaft erfahren, reflektiert und verstanden werden. |
11. und 12. Klasse | In der elften und zwölften Klasse werden im PGW- (Politik-Gesellschaft-Wirtschaft) und im Geografie-Unterricht die Nachhaltigkeitsziele behandelt. Weitere Themen sind Armut, der Index der menschlichen Entwicklung (HDI), Lebenserwartung, Gesundheit etc. |
Der Ansatz der Waldorfpädagogik zur Förderung von Gesundheit und Wohlergehen geht über die Grundsätze, wie sie in Ziel 3 formuliert sind, weit hinaus und lässt sich, wie oben gezeigt wurde, durch den Begriff Salutogenese beschreiben. Damit ist gemeint, dass Schule von vornherein so organisiert werden soll, dass Kinder und Jugendliche davon nicht krank werden, sondern in ihrer in der Regel gesunden Anlage unterstützt und bestärkt werden. Schule soll also so gestaltet sein, dass sie gesundend auf die Schüler:innen wirkt. Dies haben sich die Waldorfschulen zum Ziel gesetzt.
Dafür hat die Waldorfpädagogik institutionell folgende Rahmenbedingungen geschaffen:
Schularzt/Schulärztin
Die Arbeit der Pädagog:innen wird seit der Gründung der ersten Waldorfschule an vielen Waldorfschulen durch eine Schulärztin oder einen Schularzt unterstützt. Die Pädagog:innen können sich bei Fragen an das medizinische Fachpersonal wenden. So ist von vornherein eine Kooperation zwischen Pädagogik und Medizin implementiert.
Salutogenesekreis
Zur Tradition der Waldorfpädagogik gehört in diesem Zusammenhang auch ein Salutogenese- oder Therapiekreis. Ausgebildete Therapeuten und Kunsttherapeuten unterstützen die Schüler:innen in ihrer leiblichen und seelischen Gesundheit. In diesem Zusammenhang finden regelmäßige Sitzungen und Treffen zwischen Lehrer, Therapeuten und Schulärztin/Schularzt statt. Dabei geht es in erster Linie nicht um Lernerfolge, sondern um das Wohl des Kindes.
Gesunde Ernährung
Neben den Menschen und Arbeitskreisen, die die Schülerinnen und Schüler in ihrer Gesundheit während ihrer Schulzeit unterstützen, spielt in den Nachhaltigkeitszielen die Ernährung eine besondere Rolle. Auch hier verfügt die Waldorfpädagogik über eine fast 100-jährige Tradition einer gesunden Ernährung, die von einem ganzheitlichen Menschenbild ausgeht.
1924 wurde die Demeter-Bewegung durch Rudolf Steiner initiiert, die gesunde Lebensmittel für Erde und Mensch „produziert“ und sehr eng mit den Waldorfschulen zusammenarbeitet.
Dazu mehr unter Ziel 2.
Als wissenschaftlicher Kooperationspartner in Fragen von Gesundheit und Schule steht der Waldorfbewegung das von Tessin-Zentrum für Gesundheit und Pädagogik zur Verfügung, das seinen Sitz an der Freien Hochschule Stuttgart hat.
Das Leuchtturm-Projekt
zu diesem Ziel
Der Salutokreis der Rudolf-Steiner-Schule Hamburg-Bergstedt
Seit jeher kommen an eine Waldorfschule Kinder mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen, Lerntempi und Lernfortschritten. Die Waldorfschule wurde von Beginn an mit einem inklusiv- pädagogischen Ansatz konzipiert. Um die Lehrkräfte bei diesem umfangreichen pädagogischen Auftrag zu unterstützen, hat ihnen Rudolf Steiner von Beginn an „Helfer:innen“ wie Schularzt/Schulärztin und Therapeut:innen an die Seite gestellt. Diese können aufgrund ihrer Expertise ergänzende Wahrnehmungen zu den einzelnen Kindern den Erfahrungen der Lehrer:innen hinzustellen. So ergibt sich ein umfangreicheres Bild und ein vertieftes Verständnis für Individualität, und Entwicklung jedes einzelnen Kindes kann entstehen.
Schließlich können die Lehrkräfte nicht nur Erziehende der Seele, und die Ärzt:innen nicht nur Behandelnde des Körpers sein, beides hängt untrennbar zusammen. Aufgrund dieses ganzheitlichen Ansatzes können individuelle Entwicklungsbesonderheiten und Lernhemmnisse so früh wie möglich wahrgenommen und unterstützende Hilfen angeboten werden.
Zu unserem Profil der Schule gehört die aktive Integration von Therapie- und Fördermöglichkeiten. Die enge Zusammenarbeit von Schulärztin, Pädagog:innen und Therapeut:innen begründet eine mögliche Verbesserung von Entwicklungsvoraussetzungen für jegliches Lernen der Schüler:innen und fördert damit eine gesundende Entwicklung, um Blockaden in Entwicklungs- und Lernprozessen zu überwinden.
An der Rudolf-Steiner-Schule Hamburg-Bergstedt gab es von Beginn an einen Therapiekreis aus Schularzt, Heileurythmistin, Sprachgestalterin, später dann auch dem Förderlehrer. Im Jahr 2009 wurde der damalige Förderkreis auf „neue Füße“ gestellt. Es wurde ein Konzept ausgearbeitet und die Kommunikationswege transparent gemacht. Seitdem arbeitet der Salutokreis kontinuierlich und mit einer großen Selbstverständlichkeit in der Schule.
Das therapeutische Angebot umfasst:
Heileurythmie
Sprachgestaltung
Kunsttherapie
Sensomotorisch-integrative Lerntherapie
Förderunterricht
Schulärztin
Arbeitsfelder des Salutokreises sind:
Hospitation in den Klassen 1-6
Austausch mit den Lehrkräften
Austausch mit den Eltern
Klassenuntersuchungen in der 2. und 5. Klasse
Einzeltherapien
Förderung in kleinen Gruppen
Beratungsgespräche
Teilnahme an Klassenkonferenzen
Zusammenarbeit mit staatlichen Beratungsstellen
Anbahnung von sonderpädagogischen Gutachten
Malort: Seit 10 Jahren gibt es an unserer Schule auch den Malort, der zwar nicht zum Salutokreis gehört, der aber für viele Kinder eine große unterstützende Bereicherung für ihren schulischen Alltag ist. Der Malort ist ein geschützter Raum, in dem Kinder durch das Malen ihre ureigenen inneren Bilderwelten zum Ausdruck bringen können. Die Kinder kommen zur Ruhe und können an ihren eigenen Wesenskern anknüpfen. Der Malort ist keine Therapie, sondern eine Entwicklungsmöglichkeit. Diese Möglichkeit der Ausdrucksentwicklung wird in mehreren klassenübergreifenden Gruppen (Klasse 2-6) bis zu 15 Kindern unterstützt.
Alle Angebote und therapeutischen Maßnahmen sind in den Schultag integriert und dadurch eng eingebunden in den gelebten Schulkontext. Ziel ist es, die Lernvoraussetzungen fördernd zu gestalten, die Kinder wieder selbstbewusst und gesundend in den Unterrichtsalltag zu integrieren, und damit die Lernfähigkeit und den Lernwillen der Kinder anzuregen und zu stärken.