Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern

Auf internationaler Ebene bedeutet Ziel 2, das Recht auf Nahrung weltweit zu verwirklichen. Weltweit sind etwa 830 Mio. Menschen unterernährt, 193 Mio. Menschen leiden unter akutem Hunger (bpb 2022).

Beim Thema Hunger geht es in Deutschland nicht um Hunger im engeren Sinne, sondern um den Anbau und die Produktion von gesunden und nachhaltigen Lebensmitteln. Das bedeutet, dass der Stickstoffgehalt in unseren Böden gesenkt und verstärkt auf ökologischen Landbau gesetzt wird (von heute 11,2 % auf 30 % bis zum Jahr 2030).

Dass Menschen Hunger leiden und industrielle Landwirtschaft die Erde in hohem Maße belastet, zeigt, dass die Menschheit ihre Lebensgewohnheiten grundlegend verändern muss.

Auf internationaler Ebene gilt es, im Unterricht herauszuarbeiten, dass unsere globale Wirtschaft in der jetzigen Form vielen Menschen keinen ausreichenden und nachhaltigen Wohlstand bringt. Beispielsweise sind über 60 % der Menschen in Subsahara-Afrika arm (unter USD 3,20 pro Tag, Bundeszentrale 2021), und das, obwohl sie arbeiten. 

Solidarische Ökonomie, Fair Trade und andere Konzepte versuchen beispielsweise, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen so zu setzen, dass Armut und Hunger verringert werden.

In Deutschland stellt sich die Frage von Hunger auf ganz andere Art und Weise. Hier liegt der Fokus auf dem Anbau von gesunden Lebensmitteln und einer ökologischen Landwirtschaft, die eine nachhaltige Bewirtschaftung unserer Böden und einen nachhaltigen Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen verfolgt und gleichzeitig auf Artenvielfalt und Diversität setzt. Das bedeutet eine Abkehr von einem industriellen Verständnis von Landwirtschaft hin zu einer ökologischen und nachhaltigen Bewirtschaftung. In der Waldorfpädagogik wird der Mensch als in seiner Mitwelt lebend begriffen. Die Schüler:innen lernen in eigenen Epochen (bspw. Ackerbau in Klasse 3, dem Unterrichtsfach Gartenbau und im Landwirtschaftspraktikum in der Oberstufe) klassische oder ökologische Landwirtschaft mit allen Sinnen kennen. So erleben Sie sich als mit der Welt verbunden, nicht ihr gegenüberstehend. 

1. und 2. KlasseEinige Waldorfschulen haben einen „Draußen-Tag“ in der Natur in den Wochenablauf integriert: So kann eine Verbindung mit und ein Verständnis von der Natur ermöglicht werden.
3. KlasseIn der Ackerbauepoche wird ein eigenes Feld bestellt, es wird gesät und die Ernte bis zum Lebensmittel verarbeitet. 
4. KlasseDas Verständnis für die Tierwelt wird in der sog. Tierkunde-Epoche vertieft. 
5. KlasseIn der Biologie geht es nun um die Pflanzenwelt – oft in Koordination mit den Inhalten im Unterrichtsfach Gartenbau. 
6. KlasseIn der Gesteinskunde wird Kenntnis von Gesteinen und der Entstehung von Boden und Humus angelegt.
7. KlasseIn der Ernährungslehre wird gesundes Essen thematisiert und die Frage, was eine Mahlzeit zu einer gesunden Mahlzeit werden lässt.
8. KlasseAn vielen Waldorfschulen wird in der Schulküche biologisch-regional-saisonal gekocht. Am Ende der Mittelstufe arbeiten die Schüler:innen oftmals auf regelmäßiger Basis in der Schulmensa. Die Themen „Essen“ und „Nahrung“ erfahren so eine Vertiefung.
9. Klasse

Im zumeist dreiwöchigen Landwirtschaftspraktikum wird das Verständnis für ökologischen Landbau vertieft. 

Oftmals wird das Thema „Fair Trade“ in dieser Klassenstufe beleuchtet.

10. bis 12. KlasseIn den Unterrichten geht es jetzt um die Bedeutung von Wasser und darum, die Zusammenhänge von Erdsystemen zu verstehen. Anschließend geht es um Wirtschaftssysteme, wobei ein Schwerpunkt auf kooperative und solidarische Konzepte gelegt werden kann. Schließlich stehen Globalisierung, die Behandlung von Armut und in diesem Zusammenhang von Hunger im Mittelpunkt einer eigenen Epoche. Globale Rahmenbedingungen wie beispielsweise Finanzmarkt etc. und der Zusammenhang zur Armut können herausgearbeitet werden.

(bis Klasse 10–12 bezogen auf die deutschen Grundsätze) 

Auf nationaler Ebene geht es beim Nachhaltigkeitsziel 2 nicht in erster Linie um den Hunger, sondern darum, langfristig den Anbau von Lebensmitteln zu garantieren. Durch die intensive industrielle Landwirtschaft verschlechtert sich die Qualität der Böden zunehmend, sodass die Nahrungssicherheit in Zukunft dadurch gefährdet wird. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, sich verstärkt für ökologischen Landbau, Artenvielfalt, das Verringern von Kunstdüngern, Pestiziden und anderen Chemikalien etc. einzusetzen.

Waldorfschulen fühlen sich dem Konzept einer ökologischen Landwirtschaft sehr verbunden, da Rudolf Steiner 1919 nicht nur die Waldorfschule gründete, sondern auch 1924 die sogenannte biologisch-dynamische Landwirtschaft begründete und damit die Demeter-Bewegung initiierte, die zu einem Pionier der ökologischen Landwirtschaft wurde. Sie sieht ihr Ziel nicht in einer Steigerung der Ernteerträge, sondern ihr geht es primär um die Gesundheit von Boden, Pflanzen und Tieren in einem als Gesamtorganismus verstandenen Hof.

An Waldorfschulen wird nicht nur viel Wert auf eine gesunde nachhaltige Produktion von Lebensmitteln gelegt, sondern auch auf eine gesunde Ernährung (siehe Nachhaltigkeitsziel 3). Dies hat institutionell gesehen Auswirkungen auf das Schulessen, das in der Regel frisch gekocht wird, zum Teil unter Miteinbeziehung der Schüler:innen in einer Klassenstufe. Die Lebensmittel werden in der Regel in Demeter- oder Bioqualität bezogen, Kräuter aus dem Schulgarten verwendet etc.

Mit dem Demeter-Verband wurden Rahmenvereinbarungen für das Landwirtschaftspraktikum nebst Anlagen getroffen.