Eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, inklusive und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen
Im Rahmen des Nachhaltigkeitsziels 9 geht es darum, eine hochwertige, verlässliche, nachhaltige und widerstandsfähige Infrastruktur aufzubauen, die möglichst allen Menschen zur Verfügung steht. Dadurch soll eine inklusive und nachhaltige Industrialisierung gefördert werden, die zu mehr Arbeitsplätzen und weniger Armut führt. In diesem Zusammenhang liegt ein weiterer Fokus auf der Verbesserung und Förderung von Forschung und Entwicklung, insbesondere der einheimischen Institutionen in den LDC (Least Developed Countries).
Darüber hinaus soll der Zugang zur Informations- und Kommunikationstechnologie erheblich erweitert werden.
Kurz und knapp: Zukunft mit neuen Lösungen nachhaltig gestalten.
Es gilt, den Blick auf die drei Themenbereiche Infrastruktur, Forschung und Innovation, die hier von besonderer Bedeutung sind, zu richten.
Infrastruktur
Eine intakte und belastbare Infrastruktur ist die Grundlage für unsere Wirtschaft und damit auch für unseren Wohlstand und unsere Gesellschaft. Dabei ist es nicht leicht, Schüler:innen die Bedeutung von Infrastruktur verständlich zu machen: Sie setzen sie mehr oder weniger als selbstverständlich voraus. Im Rahmen eines Umbaues zu einer nachhaltigeren Infrastruktur spielt die sogenannte Energie- und Mobiltätswende eine bedeutsame Rolle (siehe z. B. Schneidewind 2018).
Kreativität, Innovation und Entwicklung
Um unsere Wirtschaft und Gesellschaft weiterentwickeln zu können, spielen Kreativität und Erfindungsgabe eine zentrale Rolle. Diese Fähigkeiten können nur gefördert und geschult werden, wenn Schüler:innen in der Schule ein Freiheitsraum eingeräumt wird, in dem sie diese Fähigkeiten erproben können.
Für die Waldorfschule spielt der Erwerb dieser Fähigkeiten eine fundamentale Rolle. Einige zentrale Gesichtspunkte sollen hier genannt werden:
Die Bedeutung von Kunst für Kreativität und Innovationen
Die zahlreichen künstlerischen Fächer, die in der Waldorfschule angeboten werden, bieten Schüler:innen den Raum, Kreativität und innovatives Denken und Handeln auszubilden und zu schulen. Dabei erschaffen die Lernenden nicht nur schöne Kunstwerke, sondern machen die Erfahrung, dass sie selbst kreative Persönlichkeiten sind. Kunst bildet deshalb einen großen und wichtigen Bestandteil des Curriculums ebenso wie die handwerklichen Fächer und die Vielzahl von Projekten, die von der Schule angeboten werden. Es geht dann darum, das Gelernte aus den verschiedenen Gebieten kreativ für eigene Ideen und Lösungen einzubringen.
Die Bedeutung der Methodik der Waldorfpädagogik für die Ausbildung von Kreativität und Innovationen
Im Unterrichten wird versucht, die Schüler:innen nicht mit fertigen Konzepten und Gesetzen zu konfrontieren: Es geht darum, Unbekanntes und zu Lernendes in einem gemeinsamen Prozess zu entwickeln und dann zu verstehen. Hierbei spielen, nachdem die Schüler:innen genügend Erlebnisse, Erfahrungen und Beobachtungen machen konnten, folgende Fragen eine zentrale Rolle:
1) Was habt ihr beobachtet, was habt ihr erfahren?
2) Was können wir mit diesen Beobachtungen und Erfahrungen machen? Sind sie vollständig, müssen wir weitere Erfahrungen und Beobachtungen machen?
3) Welche Gesetze und Konzepte lassen sich daraus ableiten und erschließen?
Schulung des Denkens
Vor allem in der Oberstufe, aber auch schon in den Klassen davor ist es Ziel des Unterrichts, ein kritisches, bewegliches und multiperspektivisches Denken zu fördern und zu schulen.
Möglichkeiten zur Forschung
Neben der Methodik der Waldorfpädagogik, der eine forschende und entdeckende Haltung zugrunde liegt, werden in der 8. und 11./12. Klasse sogenannte Jahresarbeiten von den Schülern durchgeführt: Die Schüler:innen wählen sich ein Thema ihrer Wahl, das sie während des Schuljahres erforschen und erarbeiten. Neben einer praktischen und/oder schriftlichen Ausarbeitung werden die Ergebnisse öffentlich in einem Vortrag präsentiert.
1. bis 3. Klasse | Indirekte Förderung Kreativität / Erfindergeist: Schönheit der Natur: Erleben und Staunen ermöglichen. |
4. Klasse | Inhaltliche Themen: In der sog. Heimatkundepoche im Geografieunterricht einen Überblick über ein Gebiet erlangen. Dazu gehört auch die Infrastruktur: Straßen, Bahnlinien, Flüsse und Verkehr. |
6. bis 8. Klasse | Indirekte Förderung Kreativität / Erfindergeist: Im Physikunterricht und ab der 7. Klasse auch im Chemieunterricht beschäftigen sich die Kinder mit den Phänomenen der Welt: ausgehend von der subjektiven und zugleich exakten Wahrnehmung werden objektive Gesetzmäßigkeiten entwickelt. |
8. Klasse | Indirekte Förderung Kreativität / Erfindergeist: Präsentation in schriftlicher und mündlicher Form. Inhaltliche Themen: Am Beispiel der industriellen Revolution im Geschichtsunterricht lassen sich die ungeheure Kreativität und der Erfindungsreichtum der Menschen zeigen, die immer wieder Neues schaffen. Allerdings ist durch die zunehme Technik die Distanz zur Natur und Umwelt stetig gewachsen, und wir zerstören immer mehr Natur und unsere eigenen Lebensgrundlagen. |
9. Klasse | Indirekte Förderung Kreativität / Erfindergeist: Kausales Denken, weiterhin geschult im phänomenologischen Unterricht. Physik: beispielsweise die Funktion einer Batterie (Grundlage E-Mobilität).
Inhaltliche Themen: Wertschöpfungsketten unserer Lebensmittel. Wertschöpfungskette im Rahmen des Handarbeitsunterrichtes: Nähen eines Kleidungsstückes. |
11. Klasse | Inhaltliche Themen: Energiewende und Nachhaltigkeit:
Im Chemie- und Physikunterricht wird neben dem Atommodell auch die Radioaktivität behandelt. In diesem Zusammenhang kann auch die Frage der Energieversorgung durch Atomenergie mit in die Betrachtung einbezogen werden. |
12. Klasse | Indirekte Förderung Kreativität / Erfindergeist: Präsentation in schriftlicher und mündlicher Form. Theoriebildung verstehen Inhaltliche Themen: |
Waldorfschulen verstehen sich als eine Institution, die einen Beitrag für eine ökonomisch zukunftsfähige, demokratische, friedliche und nachhaltige Gesellschaft leisten möchte und grundsätzlich den Menschen als aktiv und tätig versteht.
Dieses Grundverständnis soll dazu führen, dass
- eine forschende Grundhaltung beim Lernen angelegt wird,
- der Unterricht durch die Zusammenarbeit von Lernenden und Lehrpersonen ein sich entwickelnder Unterricht wird,
- Kunst und künstlerischen Prozessen eine große Bedeutung zukommt,
- Schüler:innen genügend Zeit und Raum zur Verfügung gestellt wird, um Themen und Fragestellungen erarbeiten und erforschen zu können.
Dieses Verständnis führt dazu, dass nicht nur der Unterricht anders gestaltet wird, sondern auch eine Vielzahl von Projekten angeboten und durchgeführt werden, die ein breiteres und tieferes Verständnis unserer Gegenwart durch Kunst, Wissenschaft und Forschung anstreben.
Aber auch das Kollegium versteht sich als eine forschende Gemeinschaft und bietet in Konferenzen und Klausurtagen ein Forum, sich über die Zukunft und pädagogische Innovationen austauschen zu können.
Ziel ist es auch, die Lehrer:innen darin zu unterstützen, selbst ein Forschungsthema zu haben und kontinuierlich daran zu arbeiten. Dies hat beispielsweise zu einer Vielzahl von Publikationen von Waldorflehrer:innen zu zahlreichen Themen geführt, s. www.waldorfbuch.de
Forschungsprojekte von Schülern werden systematisch in der 8. und 12. Klasse in Form von sogenannten Jahresarbeiten durchgeführt. Die Schüler:innen wählen sich ein Thema ihrer Wahl und bearbeiten es während des Schuljahres. Ihre Arbeit präsentieren sie dann zu einem jährlich stattfindenden Termin der Schulgemeinschaft.
Forschungsprojekte von Lehrer:innen: Pädagogische Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen (https://www.forschung-waldorf.de/)